Flucht und Vertreibung: Warum gab es Kinder aus Wien in Izieu?

(c) Maison d’Izieu/Sammlung Philippe Dehan

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im Jahr 1938 flohen zahlreiche Jüdinnen und Juden, politisch Verfolgte sowie Rom:nja und Sint:izze nach Frankreich.

Bereits vor dem staatlich organisierten Novemberpogrom kam es in Österreich zu pogromartigen Ausschreitungen, Misshandlungen und sogenannten „wilden Arisierungen“, an denen sich Teile der Zivilbevölkerung aktiv beteiligten. Diese Gewalttaten gegen Jüdinnen und Juden werden auch als „Anschluss-Pogrome“ bezeichnet.

Der vom NS-Regime angeordnete Novemberpogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 markierte den Übergang von Diskriminierung und Ausgrenzung hin zur systematischen Verfolgung. In den Tagen danach wurden rund 30.000 Jüdinnen und Juden verhaftet und in Konzentrationslager deportiert.

Die massive und systematische Verfolgung von Jüdinnen und Juden sowie anderen betroffenen Gruppen setzte unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme ein und führte zu einer groß angelegten Fluchtbewegung. Viele europäische Staaten reagierten darauf mit einer Verschärfung ihrer Asylpolitik. Auch Frankreich, das für viele verfolgte Österreicher:innen ein Zufluchtsort war, führte eine zunehmend restriktive Aufnahmepolitik ein.

Zahlreiche österreichische Familien, die der Verfolgung durch das NS-Regime entkommen wollten, wurden auch in Frankreich in Internierungslagern festgehalten (siehe „Frankreich in der NS-Zeit“). Viele Eltern übergaben ihre Kinder daher in die Obhut von Hilfsorganisationen wie der OSE, die versuchten, die Kinder in Heimen unterzubringen und zu verstecken. In vielen Fällen wurden die Kinder jedoch auch gewaltsam von ihren Familien getrennt, da ihre Eltern als ausländische oder staatenlose Jüdinnen und Juden in Konzentrationslager deportiert wurden.

Werde aktiv:

Impulsfragen und Arbeitsaufträge zu diesem Kapitel

 

Begleitmaterialien:

Hier kannst du dich in unserem ThingLink über den Novemberpogrom von 9. auf 10. Nov 1938 informieren. Dieser ThingLink wurde von der Erasmus-Projektgruppe 2023 erstellt.

https://www.thinglink.com/scene/1638428270397489154

Hier kannst du dich mit den pädagogischen Materialien des Arolsen Instituts auf biographische Spuren von Kindern als „Displaced Persons“ nach 1945 begeben.

Ich bin ganz allein in Europa“ – Verfolgung, Zwangsarbeit und Holocaust – überlebende Kinder

 

Useful Links:

Im Lernheft von „Ein Mensch ist ein Mensch“ von ERINNERN:AT kannst du dich über verschiedene Formen des Antisemitismus und Formen der Ausgrenzung informieren:

https://www.erinnern.at/lernmaterialien/lernmaterialien/ein-mensch-ist-ein-mensch-rassismus-antisemitismus-und-sonst-noch-was

Der Begriff „Anschlusspogrome“ wird auf der Website des hdgö sehr gut erklärt:

https://hdgoe.at/anschlusspogrome

Hier findest du Infos zu „Displaced Persons“ in Österreich nach 1945“:

https://hdgoe.at/displaced-persons