Frankreich während der NS-Zeit
Am 22. Juni 1940 marschierte die Wehrmacht in Frankreich ein. Nach dem Waffenstillstand wurde das Land in zwei Zonen aufgeteilt: Der Norden mit der Hauptstadt Paris stand unter direkter Kontrolle des nationalsozialistischen Deutschlands. Der Süden – die sogenannte „unbesetzte Zone“ – wurde vom autoritären Vichy-Regime unter Staatschef Henri Philippe Pétain verwaltet. Der Name des Regimes leitet sich vom Kurort Vichy ab, der Regierungssitz dieser Zone war.
Das Vichy-Regime kollaborierte eng mit dem NS-Regime, insbesondere bei der Einführung antisemitischer Gesetze und der Unterstützung bei der Deportation von Jüdinnen und Juden. Es wandte sich von den demokratischen Prinzipien der Französischen Republik ab und strebte eine autoritäre Staatsordnung an. Der republikanische Leitspruch „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ wurde durch „Arbeit, Familie, Vaterland“ ersetzt, um konservative und nationalistische Werte in den Vordergrund zu stellen.
Das Regime erließ zahlreiche diskriminierende Maßnahmen gegen Ausländer:innen, insbesondere gegen Jüdinnen und Juden. Viele Familien, die nach Frankreich geflüchtet waren, um der Verfolgung in ihren Herkunftsländern zu entkommen, wurden ab 1942 auch dort zunehmend verfolgt und in sogenannte Internierungslager eingesperrt. Geflüchtete aus Österreich und Deutschland galten häufig als „feindliche Ausländer“ und waren besonders von den antisemitischen Gesetzen betroffen. Den Präfekten war es laut NS-Recht gestattet, „unerwünschte Ausländer“ zu internieren.
In der unbesetzten Südzone, in der auch Izieu lag, befanden sich einige der bekanntesten Internierungslager, darunter Gurs und Rivesaltes. Viele Kinder, die später in Izieu Zuflucht fanden, hatten Familienangehörige, die über Jahre hinweg in diesen Lagern festgehalten wurden. Besonders in Rivesaltes waren zahlreiche Familien interniert – darunter viele Kinder. Von dort aus erfolgten zahlreiche Deportationen über das Sammellager Drancy nach Auschwitz.

Im Juli 1942 ersuchte das Vichy-Regime bei den deutschen Besatzungsbehörden um die Erlaubnis, auch Kinder unter 16 Jahren deportieren zu dürfen – bis dahin waren sie von der Deportation ausgenommen. Die deutschen Behörden stimmten zu, und am 14. August 1942 verließ der erste Deportationszug mit Kindern das Lager Drancy in Richtung Auschwitz.
Insgesamt wurden während der NS-Zeit rund 75.000 ausländische oder staatenlose Jüdinnen und Juden aus Frankreich deportiert – darunter mehr als 3.500 Österreicher:innen, auch viele Kinder. Nur etwa 200 von ihnen überlebten die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager.
Werde aktiv:
Hier kannst du dich über das „Sammellager“ Drancy und über die „Internierungslager“ Rivesaltes und Gurs informieren:
https://www.deutschlandfunk.de/internierungslager-rivesaltes-erinnerung-an-frankreichs-102.html
https://www.memorialmuseums.org/memorialmuseum/nationale-gedenkstatte-gurs
https://www.memorialmuseums.org/memorialmuseum/shoah-gedenkstatte-in-drancy


