Warum eine Ausstellung wiederbeleben, die es schon einmal gab?

Diese grundsätzliche Frage stellten wir uns im März 2024, als ERINNEN:AT und Milli Segal an uns herantraten und wir zum ersten Mal von den „Kindern von Izieu“ hörten. Schon nach dem ersten Telefonat mit Frau Segal war klar, wir wollen an die „Kinder von Izieu“ erinnern, wir wollen für Aufmerksamkeit und Wissen über diese Kinder sorgen, vor allem über jene drei Kinder – Martha, Senta und Sigmund – die aus unserem Schulbezirk kamen. Kinder sind die vulnerabelste Gruppe in unserer Gesellschaft, daher erscheint es uns oft unbegreiflich, dass auch sie von der Verfolgung durch die Nationalsozialist:innen stark betroffen waren – weil sie von ihren Eltern getrennt wurden und als „Displaced Persons“ nur durch die Hilfe von internationalen Organisationen oder einzelner widerständiger und mutiger Personen überleben konnten. Viele von ihnen mussten jedoch den Terror in Konzentrationslagern ertragen oder wurden dort ermordet.

Wir wollen aktiv an die „Kinder von Izieu“ erinnern, die in einer Zeit lebten, in der Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität keine Rolle spielten. Auch die latenten erinnerungskulturellen Leerstellen in unserem Bezirk sollen durch dieses und weitere Projekte von bafep10goeseurope geschlossen werden. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Verein „Steine der Erinnerung“ einen Erinnerungsstein für Sigmund Springer in unserem Schulbezirk initiiert.

Uns war klar, ein solches Projekt können wir nicht verwirklichen, ohne auch einen kritischen Blick auf die Gegenwart zu werfen. Wir wollen eine sensible Brücke in die Gegenwart spannen – wir wollen nicht gleichsetzen, wir wollen durch kritische Vergleiche aus der Geschichte für die Gegenwart lernen. Die Daten des Global-Trends Report der UNHCR zeigen, dass sich Ende April 2024 122,1 Millionen Menschen auf der Flucht befanden – 41% aller Geflüchteten sind Kinder! (https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluechtlingszahlen, letzter Zugriff: 17.06.2025, 10:21)

Noch nie waren so viele Kinder auf der Flucht wie heute. 43 Millionen Kinder sind aufgrund von Flucht oder Migration entwurzelt. 26 Millionen Mädchen und Buben sind in ihrem eigenen Land ohne Zuhause. (https://unicef.at/informieren/ziele-und-aufgaben/kinderschutz/flucht/, letzter Zugriff: 17.06.2025, 10:24)

Daher wollten wir auch Betroffenen zuhören und haben uns mit ukrainischen Jugendlichen ausgetauscht. Ihre Erfahrungen haben wir zu Podcasts und in künstlerisch-kreativer Auseinandersetzung verarbeitet. Sie sind Teil einer anlogen und digitalen Ausstellung, die in sensibler Art und Weise an die Geschichten der „Kinder von Izieu“ anknüpft.

Und natürlich wollen wir, dass mehr Jugendliche und Erwachsene sich für eine aktive Erinnerungskultur einsetzen und kritisch über gegenwärtige antidemokratische Tendenzen und Flucht- und Vertreibung nachdenken. Daher haben wir auch Materialien für den Unterricht, Impulsfragen und vertiefende Informationen für euch erarbeitet.

Informationen zur digitalen Ausstellung:

Die überarbeiteten und kontextualisierten Inhalte der digitalen Ausstellung berufen sich auf Quellen und Informationen aus dem 2010/11 erschienenen Ausstellungskatalog „Die Kinder von Maison d’Izieu“, der anlässlich einer Wanderausstellung mit Unterstützung des Bundeskanzleramtes, des BMUKK, des Zukunftsfonds der Republik Österreich und des Nationalfonds herausgegeben wurde.

Auch die Website der Gedenkstätte „Maison d’Izieu – Mémorial des enfants juifs exterminés“ (https://www.memorializieu.eu/de/) diente als Informationsquelle.

Die ausgewählten Fotografien, die aus dem Ausstellungskatalog extrahiert wurden, stammen aus mehreren Privatsammlungen von Menschen, die eine peraönliche Verbindung zur Maison d’Izieu hatten. Sie haben entweder eine Zeit lang im Heim von Izieu gewohnt oder gehörten Familien an, die die Kinder aus der „Maison d’Izieu“ unterstützt haben.

Henri Alexander (hinterließ seine Sammlung 2002 der Gedenkstätte)

Marie-Louise Bouvier

Philippe Dehan

Paul Niedermann

Renée Pallerès-Pariselle

Paulette Pallerès-Roche

Familie Perticoz

Sabine Zlatin

Die Mehrzahl der Fotographien wurde von den Jugendlichen Paul Niedermann und Henri Alexander, den Erzieherinnen Renée und Paulette Pallerès und dem Koch Philippe Dehan gemacht. Sieben Fotographien wurden von der Nichte der Bäuerin Perticoz Marie-Louise Bouvier aufgenommen.

Danksagungen:

Folgenden Personen und Institutionen möchten wir danken, weil sie mit ihrer Expertise, Unterstützung und Kreativität das Projekt unterstützt haben:

Milli Segal (Initiatorin, Ideengeberin und Unterstützerin des Projektes)

Peter Larndorfer (Ideengeber des Projektes)

Sophie Schwarz (Referentin Bereich Pädagogischer Dienst, Leiterin der Übergangslehrgänge für ukr. Jugendliche)

Savelii, Kateryna, Evenlina, Danilo und Anastasia

Unsere Partnerschule „Kompetenzzentrum Silberburg“ Stuttgart

 

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